Die Mantelverordnung für Ersatzbaustoffe und Bodenschutz regelt seit 01. August 2023 die Verwertung mineralischer Abfälle auf Bundesebene. Das Ziel: der Schutz von Mensch und Umwelt. Hohe Verwertungsquoten schonen im Sinne der Kreislaufwirtschaft natürliche Ressourcen und eröffnen brachliegende Einsatzpotenziale.
Mehr als die Hälfte der Abfälle sind mineralisch
Mineralische Bau- und Abbruchabfälle inkl. Bodenaushub sind deutschlandweit der mengenmäßig größte Abfallstrom. Sie machen nach Angaben des 13. Monitoring-Berichts „Mineralische Bauabfälle 2020″ der Initiative Kreislaufwirtschaft Bau mit 55,4 % und rund 220,6 Mio. Tonnen den Löwenanteil des Gesamtabfallaufkommens aus. Die Recyclingquote lag bei lediglich 34,8 %.
Paradigmenwechsel dringend erforderlich
Die Mantelverordnung als bundeseinheitliches Regelwerk bietet die Chance die Akzeptanz für qualitätsgesicherte Sekundärbaustoffe deutlich zu erhöhen. Sie soll für alle Beteiligten − vom Erzeuger über den Verarbeiter bis zum Entsorger − Rechtssicherheit schaffen, einzelne Länderregelungen harmonisieren, einen einfachen behördlichen Vollzug gewährleisten und nicht zuletzt praxistauglich sein. Bereits realisierte Baumaßnahmen stellen unter Beweis, dass Sekundärbaustoffe heute fast universell einsetzbar sind, ob als Straßenbaumaterial, für die Betonherstellung, für den Erd-, Tief- und Hochbau oder als Pflanzgranulate.
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Doch das Thema ist komplex. Die inhaltlichen Diskussionen und Beratungen haben offenbart, dass noch viel Arbeit auf alle Beteiligten wartet, um das Projekt erfolgreich in die Praxis umzusetzen. Die Meinungen über die Praktikabilität der EBV gehen weit auseinander. Für viele ist die Mantelverordnung ein Jahr nach ihrem Inkrafttreten nach wie vor ein Buch mit sieben Siegeln. Aufklärung tut Not. Dazu leistet auch die Recycling-Technik Dortmund, Fachmesse für Recycling-Technologien, die vom 09. bis 10. Oktober 2024 in Dortmund stattfindet, ihren Beitrag. Neben vielen Ausstellern, die sich mit diesem Thema beschäftigen, wird es im Rahmenprogramm der Messe Vorträge unter dem Motto „15 Monate Mantelverordnung – Über RC-Baustoffe; Aschen und Schlacken reden viele, aber wir machen!“ geben. Stefan Schmidmeyer vom bvse e.V./Baustoffrecycling Bayern e.V. gibt einen allgemeinen Überblick über die Mantelverordnung. Nora Wild von der Unternehmensgruppe Hagedorn berichtet über „RC-Baustoffe und -Boden aus der Praxis“. „Hausmüllverbrennungsasche können wir schon länger“ lautet die Überschrift von Dr.-Ing. Klaus Mesters von der KM GmbH für Straßenbau und Umwelttechnik. Der Vortrag von Dr. Dirk Mudersbach von der Max Aicher GmbH dreht sich um „Stahlwerkschlacken, die gibt es auch! SWS aus der Praxis der EBV“.
Produktstatus muss her
Laut Bundesverband Sekundärrohstoffe und Entsorgung (bvse) müsse noch viel getan werden, um die zukünftigen Herausforderungen des Ressourcenschutzes und der Kreislaufwirtschaft in der Baubranche zu erfüllen, gleichzeitig die Akzeptanz von Ersatzbaustoffen zu fördern und Stoffstromverschiebungen in Deponien zu vermeiden. Dass solche Verschiebungen nicht völlig aus der Luft gegriffen sind, zeigen die Ergebnisse einer aktuellen Prognos-Umfrage im Auftrag von acht Entsorger- und Kreislaufverbänden sowie Interessengemeinschaften zum zukünftigen Einsatz von mineralischen Ersatzbaustoffen: Sollten die im Eckpunktepapier des Bundesministeriums für Umwelt, Naturschutz, nukleare Sicherheit und Verbraucherschutz (BMUV) vorgeschlagenen Regelungen zum Produktstatus für nur wenige ausgewählte MEBs umgesetzt werden, drohen den übrigen Materialien in der Praxis gravierende Marktbeschränkungen und Verlagerungen auf Deponien.
77 % der teilnehmenden Unternehmen gehen davon aus, dass die Umsetzung des Produktstatus für alle MEB in allen Materialklassen nach EBV zu einer Erhöhung der Einbaumengen insgesamt führen würde. Denn der Begriff „Produkt“ ist im Gegensatz zu „Abfall“ positiv belegt, der Produktstatus würde Entscheidungen Sicherheit geben und den bürokratischen Aufwand verringern. Sollte hingegen eine Regelung zum Produktstatus nur für die „besten“ Materialklassen nach EBV vorliegen, vermuten 75 % der Teilnehmenden eine noch stärker fokussierte Nachfrage nach diesem Material. 79 % glauben, dass die übrigen Materialklassen dann voraussichtlich auf Deponien landen.
Definitiv Baustoffe der Zukunft
62 % der beteiligten Unternehmen setzen bereits heute regelmäßig MEB ein, rund 9 % haben dies hingegen noch nie getan. Als Hindernisse werden unter anderem mangelnde Rechtsverbindlichkeit bestehender Regelungen (16 %), fehlender Produktstatus (13 %) sowie Verfügbarkeit und Akzeptanzprobleme (jeweils 12 %) genannt. Für die Zukunft wünschen sich die von Prognos Befragten den Produktstatus sowie mehr Informationen, Handlungshilfen und Leitfäden. Fakt ist: Für die Bauwirtschaft führt am Einsatz ressourcen-, flächen-, energie- und umweltschonender Sekundärbaustoffe kein Weg vorbei. Die Recycling-Technik Dortmund 2024 bietet dazu am 9.10 und 10.10.2024 einen guten Überblick.
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Quelle: SOLIDS & RECYCLING-TECHNIK Dortmund
Autorin: Dr. Christine Eckert